Geduld

Du stehst in der Schlange eines Paketshops, die nächste Bahn kommt erst in zehn Minuten oder der langsame Aufzug möchte und möchte einfach nicht deine Etage erreichen. Wie soll es gelingen, in diesen Situationen geduldig zu bleiben?

Oftmals sind es kleine Situationen im Alltag, in denen man einige Minuten warten muss. Viele von uns sind schnell genervt, drücken dies mit einem langen Seufzen aus und verdrehen die Augen.

Doch diese Minuten vergehen kurz darauf. Die Schlange wird immer kürzer, die Bahn trifft ein und der Aufzug öffnet sich schließlich. Wir können versuchen, anstatt einen blöden Gesichtsausdruck zu machen, diese Zeit einfach mal zu nutzen. Die Emails abrufen, überlegen, was man zu der Party am Wochenende anziehen soll oder einfach mal kurz innehalten und einen Moment der Ruhe genießen. Anders und viel schlimmer ist es dagegen, wenn man wartet, doch nicht weiß, wie lange es noch dauern wird. Es gibt keine Anzahl an Menschen, die vor dir in der Schlange stehen. Es gibt keinen Bildschirm, auf dem steht, in wie viel Minuten die nächste Bahn kommt. Und es gibt keinen Aufzug, der nur noch die letzten Personen auf eine andere Etage bringt und dann zu dir kommt.

Du sitzt dort und wartest. Du verharrst. Auf ungewisse Zeit. Machtlos.

Es kribbelt in deinem ganzen Körper und du kannst nicht mehr sitzen. Unruhe durchströmt dich. Tausende Gedanken schießen durch deinen Kopf. Du stehst auf und läufst im Zimmer auf und ab, wie ein Löwe in einem Käfig. Machtlos. Und es ist auch ganz gleich, wie du diese Zeit zu nutzen versuchst. Du gibst alles. Du telefonierst mit deiner besten Freundin, du räumst auf, saugst die Wohnung durch, gehst joggen oder singst laut bei der Musik mit, damit du diese vielen Gedanken in deinem Kopf irgendwie unterdrücken kannst. Doch es gelingt dir einfach nicht. Machtlos.

Schließlich spricht die Vernunft in dir – „Sei doch mal etwas geduldiger!“ Zugegeben – Das trifft auf sehr viele Situationen in meinem Leben zu. Ich bin ungeduldig. Ich möchte, dass alles immer möglichst schnell erledigt ist und da sind so eine Schlange, eine auf sich wartende Bahn oder ein langsamer Aufzug schon oft ein Dorn im Auge. Doch ich arbeite daran und versuche, diese Zeit dann wirklich auch zu nutzen.

Doch was ist mit den Momenten, in denen man nicht weiß, wie lange man noch warten muss? Ich übe mich in Geduld. Ich gebe wieder alles. Disziplin. Ich kann geduldig sein, sage ich mir. Doch es passiert nichts. Der Zeiger der Uhr tickt und tickt. 58,59,60… wieder eine Minute vergangen. 58,59,60… nun ist es eine Stunde. Sie fühlt sich allerdings wie drei Stunden an. Machtlos.

Dieses Gefühl ist einfach nur unerträglich. Es ist schwierig zu beschreiben. Da ist viel Wut. Enttäuschung. Unverständnis. Und dann sind da diese vielen Fragen im Kopf: Wie lange wird es denn noch so weiter gehen? Lohnt es sich hierbei überhaupt, so viel Geduld aufzubringen? Ab wann ist es in Ordnung aufzugeben? Wieso gibt es auf solche Fragen keine universellen Antworten?

Und so dreht man sich im Kreis. Keine Veränderung. Stillstand. Verzweiflung. Machtlos.

 

Mantel – Zara (Ähnlicher hier)

Schal – unbekannt (Ähnlicher hier)

Hose – Diesel (Ähnliche hier)

Schuhe – Paul Green (Ähnliche hier)

Fotos – N. Krämer

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