Schritt für Schritt laufe ich langsam über den weichen Boden des Strandes. Der Sand umspielt meine Zehen und eine sanfte Windböe lässt meine Haare fliegen. Ich blicke in die weite Ferne des Meeres und halte einen Moment inne.
Ich spüre die Sonne auf meiner Haut. Ich höre das Rauschen des Meeres. Ich schmecke noch immer den Schokoladenkuchen, den ich kurz zuvor gegessen habe. Ich rieche das Salzwasser. Ich sehe die langsam auf den Strand zurollenden Wellen. Mit allen meinen Sinnen nehme ich diesen wunderschönen Strandtag wahr.
Ich bin hier. Ich bin hier zu 100 Prozent.
Was ich denke? Ich weiß auch wirklich nicht, wie das möglich ist, aber irgendwie denke ich gerade nichts. Mein Kopf ist zum ersten Mal seit einer langen Zeit komplett frei von den Gedanken, mit denen ich ihn ununterbrochen konfrontiert habe.
Ich bin hier. Ich bin hier zu 100 Prozent und fühle mich frei. Ich fühle mich frei, wie eine der Möven über mir. Ich entscheide für mich selbst, wie mein Leben nun weiter verlaufen wird. Ich habe es in der Hand. Ich bin frei.
Ich bin hier. Ich bin hier zu 100 Prozent und fühle mich stark. Ich fühle mich stark, wie ein Fels, an den die Brandung stößt. Die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, machen musste oder durfte, haben mich stark gemacht. Jedes Tief habe ich überwunden und bin stärker daraus hervorgegangen. Ich bin stark.
Ich bin hier. Ich bin hier zu 100 Prozent und fühle mich dankbar. Ich fühle mich dankbar, wie nie zuvor. Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückblicke, fallen wir unzählige Momente ein, die mir noch immer ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Ich bin umgeben von Menschen, die ich liebe und die mich lieben. Bedingungslos. Mit allen Ecken und Kanten. In allen Lebenslagen. Und ich bin hier in Spanien und darf meine Lieblingssprache lernen. Ich bin dankbar.
Ich bin hier. Ich bin hier zu 100 Prozent und fühle mich befreit. Befreit von all den Steinen, die mich in den letzten Monaten heruntergezogen haben. Befreit von den dunklen Wolken, die meine Sicht getrübt haben. Befreit von all den konträren Gefühlen, die mein Herz belastet haben. Befreit von dir.
Und plötzlich schießt ein Gedanke durch meinen Kopf. Doch ich denke es nicht nur. Nein, ich fühle es und spüre, dass es wirklich so ist: Ich brauche dich nicht.
Zugegeben – es hat sehr lange gedauert, bis ich es nun endlich begriffen habe.
Zugegeben – ich hätte mir all die gegebenen zweiten Chancen sparen können.
Doch vielleicht sollte es auch genau dieser wunderschöne Ort hier sein, an dem ich es tief in mir spüre. Umgeben von meinem geliebten Meer. Mit Sand zwischen den Zehen, Wind im Haar, Sonne auf der Haut, Meeresrauschen im Ohr, Schokoladenkuchen auf der Zunge, Salzwasser in der Nase und den Wellen im Blick. Ich brauche dich nicht.
Ich bin hier. Ich bin hier zu 100 Prozent. Ich bin frei, stark, dankbar und befreit.
Ich brauche dich nicht.