Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem harten Asphalt. 5000 Meter liegen vor mir. Ich setze meine Kopfhörer auf und atme noch einmal die kalte Winterluft tief ein und langsam wieder aus.
Ein schneller Song beginnt, durch meine Ohren zu tönen und ich laufe los. Ein Schritt nach dem anderen trifft den Boden. Meine Arme schwingen im Takt des Laufes und mein streng gebundener Zopf reiht sich in diesen Rhythmus ein.
Beat für Beat, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug.
Ich spüre die Kälte in meinem Gesicht und an meinen Händen. Doch ich weiß, dass diese äußere Kälte nach den ersten hundert Metern verschwinden wird. Und so laufe ich einfach weiter.
Beat für Beat, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug.
Ich blicke nach vorne. Wenigstens für diese Minuten des Laufes. Ich sehe karge Bäume, deren Äste langsam durch den Wind bewegt werden. Ich sehe den See und seichte Bewegungen in ihm. Ich sehe den leichten Nebel, der die Umgebung sanft einhüllt. Ich sehe so viel. So viele kleine Eindrücke der Natur. Doch in meinem Kopf sehe ich nur eins – dich.
Ich versuche, den Gedanken wie eine der Wolken am Himmel einfach wegzuschieben. Ich versuche, ihn mit jedem Schritt von mir abzuschütteln. Ich achte auf das energiegeladene Lied in meinen Ohren und konzentriere mich auf meinen Atem. Ich laufe aufrecht, mit geschwellter Brust und meinem Blick nach vorne gerichtet. Ich versuche, ein Gefühl von Stärke entstehen zu lassen und diese durch meinen Laufstil nach außen hin zu zeigen.
Beat für Beat, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug.
Einen Moment gibt es dann tatsächlich. Ich fühle mich stark und irgendwie stolz. Ich fühle mich stark und glaube plötzlich, dass ich alle zukünftigen Herausforderungen meistern kann. Ich fühle mich stark und … vorbei.
Wie mit einem Flügelschlag einer der Vögel am Himmel ist alles vorbei. Die Stärke – oder – die Stärke, die ich mir eingebildet habe, ist verschwunden. Ich laufe weiter. Ich laufe weiter, als wäre ich in einem Tunnel.
Beat für Beat, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug.
Ich versuche, mich wieder auf meinen Atem zu konzentrieren. Auf den Song in meinen Ohren zu achten. Ich versuche, mit aller Kraft den Gedanken wieder abzuschütteln und ich schaue mich um. Ich suche nach etwas in der Umgebung, dem ich meine Aufmerksamkeit schenken kann. An das ich all meine Gedanken klammern kann, um diesen einen zu unterdrücken. Doch nun sehe ich von all dem dem, was mich umgibt nichts mehr. Ich sehe nicht mehr die kargen Bäume, deren Äste langsam durch den Wind bewegt werden. Ich sehe nicht mehr den See und die seichten Bewegungen in ihm. Es scheint, als hätte der Nebel alles fest umhüllt, sodass kein klarer Blick mehr möglich ist. Und so sehr ich es auch versuche. So stark ich auch mit meinen Schritten auf den harten Boden trete. So sehr ich auch meine Arme mitschwinge. So sehr ich meinen Lauf auch beschleunige. In meinem Kopf sehe ich nur eins – dich.
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Kopfhörer – Beats by Dr. Dre (hier)
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Fotos – N. Krämer